Mobile-Testing-Methoden, die jeder QA'ler kennen sollte
„Auf meinem Gerät läuft es.“
Das ist vermutlich der häufigste Kommentar, den Softwaretester von Entwicklern zu hören bekommen, wenn sie einen Bug melden. Darauf würde ein Tester vermutlich entgegnen: „Dann mach eine Kopie von deinem System. Wir müssen es an unsere Kunden ausliefern, denn unser Produkt läuft nur auf deinem Computer.“
Wir alle wissen, dass Software nicht fehlerfrei ist und es auch nie sein wird. Gleichwohl sollten Softwaretester von verschiedenen Test-Skills und -Methoden Gebrauch machen, um so viele Fehler wie möglich auszumerzen.
Insbesondere beim Testen von mobilen Anwendungen (Mobile App Testing) müssen Softwaretester unterschiedliche Testmethoden anwenden, um in den verschiedenen Umgebungen und Szenarien Fehler zu identifizieren, bevor Kunden sie finden. Die folgenden funktionalen Testmethoden für mobile Anwendungen bieten QA-Experten und Testern eine optimale Ausgangsbasis.
Interrupt Tests: Frustrierendes identifizieren
Unterbrechungen sind im Alltag selten erwünscht, aber noch viel weniger in der mobilen Welt. Manchmal sind sie jedoch notwendig, um unsere Aufmerksamkeit auf etwas Wichtiges zu lenken.
So informieren beispielsweise Push-Benachrichtigungen auf einem mobilen Gerät den Benutzer nicht nur über aktualisierte Inhalte, sondern bieten zudem meist Funktionen wie Antworten oder Verschieben. Der Benutzer behält so den Überblick über alle mobilen Aktivitäten und kann leicht reagieren.
Auf der anderen Seite können mobile Benachrichtigungen störend sein, wenn sie etwa beim Musikhören aufpoppen, von Aktivitäten in einer anderen App ablenken oder die Gesamtperformance des Gerätes verlangsamen. 50 bis 80 Unterbrechungen pro Tag durch Push-Benachrichtigungen können schnell überwältigend werden. Beim sogenannten Interrupt Testing geht es um Störungen, die durch Unterbrechungen verursacht werden und empfohlene Lösungen, mit denen sich ein reibungsloses mobiles Erlebnis gewährleisten lässt.
Bei der Durchführung von Interrupt Tests müssen die App-Tester jeden App-Benachrichtigungstyp auf einem realen Gerät erzeugen, um die Funktion der Aktionen und Deep Links zu prüfen. App-Tester sollten aber auch prüfen, wie die App mit Unterbrechungen außerhalb des App-Kontextes umgeht. Das kann zum Beispiel eine weitere Push-Benachrichtigung sein, die von einer App gesendet wird, oder ein eingehender Anruf, während die zu testende App aktiv ist. Interrupts können auch von der Telefonhardware ausgelöst werden. So stellt das Betätigen der Lautstärketasten eine Unterbrechung des Systems dar und kann sich auf die App auswirken.
Während des Interrupt Testings sollten Tester nach UI-Problemen, App-Abstürzen oder Performance-Problemen Ausschau halten. Die Prüfung dieser Aspekte kann dazu beitragen, Unterbrechungen zu vermeiden und Wege zu finden, die User Experience reibungslos zu gestalten.
Jetzt mehr erfahren: Lerne, wie du die passende Geräteabdeckung findest und mobile Testgeräte gruppierst und priorisierst.
Eingabetests: Nachstellen realer Szenarien
Beim Testen einer mobilen App muss ein Tester eine Vielzahl von Aktionen auf dem Touchscreen seines Geräts durchführen. Das reicht von der Dateneingabe in Eingabefelder über das Scrollen durch Listen bis hin zum Antippen von Schaltflächen. Smartphones bieten jedoch noch viele weitere Eingabearten, die in der Testphase berücksichtigt werden sollten.
Mehrfingereingaben
Neben der standardmäßigen Einfingereingabe können moderne Touchscreens auch Mehrfingereingaben verarbeiten. Anhand von Zwei-, Drei- und sogar Vier-Finger-Gesten lassen sich Aktionen wie Vergrößern, Verkleinern oder Drehen des Bildschirminhalts ausführen. App-Tester sollten die Eingabegesten mobiler Plattformen kennen und wissen, welche Gesten jeweils von der App unterstützt werden.
Beim Testen der Gesteneingaben ist es sehr hilfreich, die Eingabegeschwindigkeit zu verändern. Zum Beispiel kann der Screen mit einem oder mehreren Fingern doppelt angetippt werden, um zu sehen, wie die App reagiert. Möglicherweise kann die App diese Eingabe nicht verarbeiten und stürzt ab.
Spracheingaben
Jede App, die Ton und Sprache verarbeiten kann, sollte unter realen Bedingungen getestet werden. Das kann im Büro, auf der Straße, im Zug oder sogar in einer ruhigen Umgebung der Fall sein. Ziel ist es letztlich, zu prüfen, ob die App bei externer Geräuscheinwirkung die Eingaben korrekt verarbeitet.
Je nach Kundenzielgruppe kann auch die Stimmlage von Interesse sein. Wenn die App beispielsweise für Kinder gedacht ist, sollte die Spracheingabe mit einer echten Kinderstimme getestet werden, da diese sich von einer Erwachsenenstimme unterscheidet.
Sensoreingaben
Je nach Funktionsumfang der getesteten App kann auch die Gerätesensorik Einfluss auf den Test haben. Moderne Mobilgeräte sind mit zahlreichen Sensoren ausgestattet, die Informationen aus der Umgebung erfassen.
Folgende Sensortypen können im Gerät verbaut sein:
- Umgebungslichtsensor
- Näherungssensor
- Beschleunigungssensor
- Gyroskop
- Magnetsensor
- Drucksensor
- Temperatursensor
- Feuchtesensor
App-Tester müssen darüber Bescheid wissen, welche Sensoren im Gerät verbaut sind und welche App-Funktionen auf Sensordaten basieren. Die Sensoren müssen ebenfalls in verschiedenen Umgebungen getestet werden, um zu prüfen, welchen Effekt sie auf die App haben. Wenn die App beispielsweise Bewegungsdaten nutzt, kann ein mögliches Testszenario sein, zu rennen und wieder langsamer zu werden, um zu prüfen, wie die App auf die Geschwindigkeitsänderung reagiert.
Aber das ist noch nicht alles!
Darüber hinaus gibt es viele weitere Testmethoden, die jeder App-Tester kennen sollte. Die folgenden Testarten sollten in der Entwicklungs- und Testphase ebenfalls Anwendung finden:
- Hardwarespezifisches Testen
- Installations- und Update-Tests
- Stand-by-Tests
- Testen des Batterieverbrauchs
- Testen des lokalen Speichers
- Beta-Tests
- Testing Tours
Um sich die mobilen Testmethoden in Erinnerung zu rufen, hilft ein Blick auf dieses „Cheat Sheet“. Der Spickzettel enthält verschiedene Bereiche, die wirklich wichtig sind, um Ihren Kunden eine qualitativ hochwertige App präsentieren zu können.
Schlussendlich sollte jeder Tester bestrebt sein, ein umfassendes Skill-Set aufzubauen. Doch das braucht Zeit, Geduld und viel Übung. Mit den drei genannten Testmethoden bietet sich ein guter Einstieg. Letztlich gibt es keinen Raum für Kompromisse, wenn es darum geht, hochwertige digitale Produkte bereitzustellen.